Dienstag, 13. Oktober 2015
Auf der HNO-Abteilung
Die Verlegung hat mir zwar etwas Ruhe gebracht, kann mir aber meine diffusen Schmerzen auch nicht wirklich nehmen. Man meint, ich sei ausreichend mit Schmerzmitteln versorgt, also muss ich zu meinen stillen mitgebrachten Reserven greifen, um einigermassen über die Runden zu kommen. Da ich mich nicht drehen kann, die Schwellung am Hals lässt eine andere als Rückenlage nicht zu, starre ich stundenlang die weisse Decke an und warte......... worauf? Dass es mir besser geht, dass ich den dicken Ernährungsschlauch endlich los werde, dass ich etwas zu Essen bekomme, dass ich mich selbständiger bewegen kann- das as Leben wieder schöner wird!
Dass ich keine Stimme mehr habe, habe ich noch nicht so richtig realisiert, d.h., es nervt schon, jeden Wunsch schriftlich formulieren zu müssen, aber ansonsten bin ich froh, in Ruhe gelassen zu werden. Die meisten meiner Lieben halten sich an das Besuchsverbot. Nach 9 qualvollen Tagen und Nächten hat der Oberarzt endlich Erbarmen mit mir und zieht endlich den dicken Schlauch aus meinem Magen. Der Probeschluck funktioniert.... und ich darf endlich essen und etwas schmecken. Das macht ein unheimliches Glücksgefühl, selbst die dünne Chemiesuppe schmeckt wie ein Gourmet-Essen. Als ich realisiere, dass ich meinen Speichel wieder schlucken kann, kommen mir die Tränen und ich kann nicht wieder aufhören. Ausserdem kommt heute endlich der mit Sehnsucht erwartete Histologiebefund....... alle Lymphknoten sind tumorfrei, welch ein Glückstag , dieser 16.09.2015 !
Nun steht einer baldigen Entlassung nichts mehr im Wege, zumal auch alle Klammern aus der ca. 20 cm langen Narbe entfernt sind. Die Schmerzen lassen nur sehr langsam nach, aber bei so freudigen Ereignissen rücken sie einfach etwas in den Hintergrund.
Nachmittags kommt der Strahlenarzt und es wird über Sinn und Unsinn einer Nachbestrahlung geredet. Eigentlich weiss ich schon, dass ich keine Strahlen nehmen werde, lasse mir aber trotzdem mit K. zusammen einen Termin in der Strahlenklinik geben.
Den Entlassungstermin am Freitag (18.09.) presse ich dem Oberarzt förmlich ab.
Meine Vorfreude auf das Zuhause kennt keine Grenzen.......

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Montag, 12. Oktober 2015
Die Op und die Tage danach
In der Nacht vor der Op dröhne ich mich richtig mit Schlaf-und Beruhigungstabletten zu, deshalb bin ich noch ziemlich im Tee, als man mich in den Op-Trakt schiebt. Ich fühle gar nichts, weder Angst noch sonst irgendeine Emotion. Ich habe mich dreingegeben. Der freundliche Chefanaesthesist begrüsst mich und versucht mir das Gefühl zu geben, dass ich gut aufgehoben sei.
Es dauert auch nicht lange, bis mich der Schlaf übermannt und die Operateure ans Werk gehen: Totale Kehlkopfentfernung mit Nec dissaction- was bedeudet, dass sämtliche Lymphknoten ebenfalls entfernt und auf Krebszellen untersucht werden.
Als ich die Augen wieder halbwegs öffnen kann, merke ich, dass mir der ganze Körper wehtut und ich mich so gut wie nicht bewegen kann. Der Hals scheint um das Doppelte angewachsen zu sein und in fast allen verfügbaren Öffnungen stecken Schläuche. Ich weiss, dass ich auf der Intensivstation bin, aber ich fühle mich wie in der Hölle. Jedesmal, wenn ich mal kurz eingeschafen bin, rüttelt mich irgendwer wach, will Blut abnehmen oder irgendwas messen. Ich weiss, dass das wichtig und notwendig ist, stört aber ungemein.
Die 1 1/2 Tage auf der ITS verbringe ich in einem Dämmerzustand mit Schmerzen, die auch nach Erhöhung der Schmerzmitteldosis nicht weggehen. Der einzige Effekt ist, dass ich noch schläfriger werde und somit die Schmerzen besser ertrage.
Irgendwelche Wortfetzen erreichen mich, Blutdruck zu hoch, Zucker zu hoch, aber ich will und kann mich da nicht einmischen, denn ich habe ja keine Stimme mehr.
Ich wundere mich, dass mir alles wehtut, nur das Op-Gebiet nicht. Die Schmerzen dort sollen später kommen.
Das weiss ich zum Glück noch nicht. Nachdem ich "stabil" genug bin, werde ich auf die HNO-Station in mein altes Zimmer gebracht, aber das ändert auch nicht viel an meiner Situation: Trachealkanüle, dicke Magensonde, Tropf und Blasenkatheter- maximal eingeschränkte Beweglichkeit. Das Erste, was ich anordne (schriftlich selbstredend) ist, bitte kein Besuch bis auf Widerruf.

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Samstag, 3. Oktober 2015
die ganze Geschichte......häppchenweise
22.8.15
heute habe ich endlich Zeit, meine wochenlangen Halsschmerzen und Schluckstörungen einer HNO-Kollegin vorzustellen, denn letzendlich nervt das Ganze, auch wenn die Schmerzen mich nicht übermässig beeinträchtigen. Sie schaut mir in den Hals und lässt sich ihr Erschrecken nur wenig anmerken. Aber, wenn man vom Fach ist, erkennt man die Zeichen.
Sie versucht, eine sachliche Ebene beizubehalten und erklärt mir, dass der "verdickte Kehldeckel" unbedingt abgeklärt werden muss, will heissen: es muss Gewebe entnommen werden. Erst, als sie mit der Tumor-Sprechstunde des Krankenhauses telefoniert, realisiere ich, dass es wohl ernster ist, als ich wahr haben möchte. Der Termin ist 6 Tage später.........

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